Me Made Mittwoch mit meinem vierzigsten (!) Beitrag. Beim Blick in meinen Kleiderschrank staune ich manchmal, wieviel ich mittlerweile für mich selbst genäht habe. Ein paar Sachen davon werden wohl in der hintersten Ecke versauern, aber das Meiste davon trage ich, manches lieber als irgendwelche gekauften Stücke. Der Auslöser für all das war vor etwas mehr als zwei Jahren Catherine mit ihrem Me Made Mittwoch - vielen Dank dafür.
Zu diesem Anlass gibt es einen ganz besonderen Schnitt. Michaela hat ihn beim Mini-Leporello-Basteln gefunden und mir netterweise ausgeliehen, damit ich ihn ausprobieren kann. Es ist
ein alter Vogue-Schnitt für ein Kleid mit langen oder kurzen Ärmeln,
der vielleicht aus den Vierzigern stammt? Oder aus den Dreißigern? Wenn sich
jemand mit Vintage Schnittmustern auskennt: Ich würde mich sehr über genauere Angaben freuen, ich konnte nicht mehr darüber in Erfahrung bringen.
In der Originalverpackung, die schon ganz brüchig und vergilbt ist, fand
ich die Schnittteile in Größe II. Bis auf den vorderen Beleg und die
Ärmel war alles da. Und ich brauchte noch nicht einmal die Anleitung zu
lesen - es erklärte sich von selbst, was zu tun war. Das dachte ich
zumindest. Vor lauter Begeisterung, dieses über siebzig (?) Jahre alte Seidenpapier auf meinen Stoff zu legen, habe ich das
Vorderteil statt aus zwei Teilen im Bruch zugeschnitten, was mir aber erst aufgefallen ist, als das Kleid schon fertig war.
Als Stoff habe ich einen festen nachtblauen Jersey vom
Crellestraßenmarkt genommen, der ganze sieben Euro gekostet hat. Perfekt für ein Probekleid. Schließlich muss
ich bei jedem Kleiderschnitt Ober- und Unterteil verlängern und
entweder oben Weite wegnehmen oder es in der Mitte auslassen. Wie das
Voguekleid an jemandem sitzen würde, der nicht so eine
Wahnsinnswespentaille hat wie die zwei Damen auf der Verpackung, war mir
nicht klar. Und wie man dieses Modell mit den Kräuselungen und den
eingesetzten Dreiecken an die eigenen Maße anpasst, erst recht nicht.
Ich nähte also drauflos, und es ging gut. Das Ergebnis sieht trotzdem um einiges anders aus als die Kleider auf der Verpackung. Im Taillenbereich ist es nicht so knackig eng, sondern fällt locker; auch sitzen die Dreiecke viel weiter außen und ein Stück tiefer als sie eigentlich sollten. Da die Schnitteile für die Ärmel fehlten, habe ich die von einem Langarmshirt verwendet. Aus einem unerfindlichen Grund sind sie sehr eng geworden. Aber neu zuschneiden ging nicht, weil der Stoff nicht mehr reichte. Ein konsequentes Vintage-Kleid ist es also nicht. Aber mir gefällt es.
Obwohl ich unter den Armen schon einige Zentimeter weggenommen habe, ist das
Oberteil immer noch sehr V-förmig. Es macht ein wahres Bodybuilderkreuz. Andererseits sollte es im Original wohl so sein: In der Anleitung wird sogar beschrieben, wie die Ärmel an den Schultern mit Hilfe von Rosshaarborte hochgestellt werden. Breite Schultern waren damals offenbar sehr angesagt...
Mehr Frauen in selbstgemachter Kleidung tummeln sich heute wieder auf dem Me Made Mittwoch Blog.