Es ist Montag, der 12. Dezember, und wie an (fast) jedem 12. des Monats gibt es hier wieder 12 Bilder des Tages. Die dunkelste Zeit des Jahres haben wir fast erreicht. Zehn Tage noch, dann geht es langsam wieder aufwärts. Zum Frühstück gibt es für mich heute getoastetes Weißbrot mit Feigenmarmelade, Kaffee, einen Apfel und einen selbstgebackenen Tannenbaumkeks.
In den letzten Tagen und Wochen hatten wir, was das Wetter betrifft, eine launige Mischung aus Schnee, Tauwetter, Frost, Matsch und Glatteis, die das Vorwärtskommen mühsam und teilweise gefährlich gestaltet hat. Neulich bin ich ausgerutscht und in hohem Bogen mit dem Steiß auf den Boden geknallt. Heute kann man endlich mal wieder gut zu Fuß laufen.
Ich gehe zur Bushaltestelle und fahre mit dem 22-er zum Hotel Angleterre. Um viertel vor zehn ist es endlich hell, und heute ist sogar ein Tag, an dem die Sonne etwas hervorkommt. Die Kuppel der Isaaks-Kathedrale leuchtet in der Morgensonne. Heute hat man sicher einen tollen Blick von der Collonade. Es ist kalt und klar, ein schöner Wintertag.
Der Club, in dem ich ehrenamtlich tätig bin, hat heute seine monatliche Hauptversammlung. Nach dem Weihnachtsbasar Ende November, bei dem wir mit allerlei Aufwand und Mühe eine beträchtliche Summe für wohltätige Zwecke erarbeitet haben, sieht dieses Treffen heute anders aus als sonst: Im Kino Angleterre findet eine morgendliche Filmvorführung statt.
Wir sehen "
Дама Пик" (The Queen of Spades), einen Film des russischen Regisseurs Pavel Lungin, der dieses Jahr in die Kinos gekommen ist. Es wird die russische Version gezeigt, mit englischen Untertiteln. Sonst hätte ich kaum etwas verstanden. Der Film ist beeindruckend, fesselnd, aber auch sehr krass. Am Ende verstecke ich mich hinter meinem Schal, statt zu gucken.
Nach dem Film essen viele von uns noch zusammen Mittag im Restaurant des Hotels. Es gibt Caesar Salat, Arancine mit Mozzarella und Tomatensauce und als Nachtisch Schokoladenfondant mit Vanilleeis. Danach mache ich mich gemeinsam mit einer Freundin auf den Heimweg. Es ist erst kurz nach zwei, aber das Licht wird schon wieder weniger.
Russische und russlanddeutsche Frauen sind dafür berühmt, auch im tiefsten Winter schick und sehr feminin gekleidet zu sein. Das trifft auch für diese Freundin zu. Selbst bei -5 ° Celsius, wie am heutigen Tag. Schön anzusehen sind sie! Das sage sogar ich, als Frau. (Ich bin natürlich die in der Hose, den dicken Strümpfen und den derben Boots.)
Auf dem Weg von der Bushaltestelle nach Hause komme ich an dieser yarngebombten Ladentür vorbei: "Aber bei uns ist es warm!"
Um drei Uhr wird es schon wieder dämmrig...
Ich hole die Kinder ab. Zu Hause machen wir es uns auf der Galerie gemütlich und spielen ein bißchen Monopoly (bis der Junge die 4000 Mark, die er gerade erst durchs Über-Los-Gehen bekommen hat, als Einkommenssteuer an die Bank zahlen muss und vor lauter Frust in Tränen ausbricht) und danach eine Runde Lotti Karotti. Der Junge fällt als erster ins Loch und hat daraufhin keine Lust mehr.
Als der Mann von der Arbeit kommt, spielt er mit den Kindern, damit ich meine Bilder sortieren und bearbeiten kann. Und kümmert sich dann auch noch - großartigerweise - um das Abendbrot (er kennt das schon, am 12. des Monats). Danach gehen die Kinder ins Bett, wir arbeiten noch ein bißchen am Computer, und jetzt gleich werden wir uns eine Folge "The Good Wife" genehmigen. Und wie war Euer Tag?
Mehr 12 von 12 gibt es wieder bei
Caro.
12 von 12 im Dezember 2015
12 von 12 im Dezember 2014