Es ist Donnerstag, der 12. November, und deswegen gibt es hier (wie an fast jedem 12. des Monats, und das schon seit vielen Jahren) 12 Bilder des Tages. Nr. 1 zeigt ein Biologie-Experiment des Mädchens und im Hintergrund das regennasse Deck. Feinstes Novemberwetter.
In unserem Umkreis gibt es gerade leider mehrere Covid-Verdachtsfälle. Deswegen nehmen die Kinder am Online-Unterricht teil. Auch der Mann arbeitet heute von zu Hause aus. Nach dem Frühstück verzieht sich jeder in einen anderen Raum. In meinem Fall ist das das Arbeitszimmer.
Ich arbeite ein paar Stunden an einem Parka für das Mädchen nach einem
neulich schon genähten Schnitt. Dann muss ich mich anderen Pflichten widmen. Wenn alle zu Hause sind, gibt es mittags warmes Essen, und bevor ich kochen kann, muss die Spülmaschine ausgeräumt werden.
Beim gestrigen virtuellen Nähkränzchen habe ich nach Vorschlägen gefragt, aber heute gibt es doch keine Gemüsepfannkuchen, sondern - ganz amerikanisch - Burger. Mit selbstgemachten Frikadellen, Tomaten, Salat, Käse, Sweet Relish, Ketchup und Senf schmecken sie der ganzen Familie.
Nach dem Essen gibt es einen Cappuccino und ein bisschen "Spelling Bee" der New York Times. Welche Wörter kann man aus den Buchstaben TWCAID+L bilden? Heute komme ich nicht sehr weit. Call, calla, clad, dial, dill, laid, lilac, tail, tall, till, wall, wild, will. Mehr fällt mir nicht ein.
Während der letzten Schulstunde der Kinder nähe ich den Parka fertig. Bei den letzten Arbeitsschritten geht alles mögliche schief. Ich schaffe es, erst durch die Gummikordel auf der Innenseite der Jacke und dann durch (!) eine metallene Öse zu nähen. Dabei bricht natürlich die Nadel ab.
Der Parka wird trotzdem fertig und gleich angezogen. Die Kinder und ich gehen draußen eine Runde drehen. Es ist kühl und grau. In den letzten Tagen haben viele Bäume ihre Blätter verloren. Viele waren leuchtend gelb, orange oder feuerrot. Ich werde sie vermissen, diese schönen Herbstfarben.
Wie anders es hier aussieht als an unserem vorherigen Wohnort. Wenn ich die Bilder
von vor einem Jahr betrachte, kommt mir Sankt Petersburg immer noch viel vertrauter vor als unser jetziges Zuhause. Ankommen braucht Zeit, und in diesem verrückten Jahr ist das noch schwieriger als sonst.
Wir laufen zu einem nicht weit entfernten Park. Neulich haben wir hier ein Stinktier gesehen, das seelenruhig die Wiese überquerte und dann in einem angrenzenden Garten verschwand, während alle Leute auf seinem Weg quiekend zur Seite sprangen. Heute ist der Park menschenleer.
Auf dem Rückweg beginnt es zu nieseln, und als wir zu Hause sind, wird es schon wieder dunkel. Ich mache mich daran, die ersten Bilder zu bearbeiten, und höre nebenbei Musik. Aber irgendwie kommen mir all meine Playlists gerade langweilig vor - habt Ihr einen Lieblingslied-Tipp für mich?