Es ist Donnerstag, der 12. März, und das bedeutet, dass es hier auf dem Blog wieder 12 Bilder des Tages gibt. Als der Mann und die Kinder aus dem Haus sind, gibt es für mich Kaffee und Müsli mit Birne zum Frühstück, und nebenbei lese ich, wie immer in letzter Zeit, die Nachrichten.
Dann gehe ich ins Arbeitszimmer und beginne ein neues Projekt: einen Quilt für den Jungen, den er auch als Tagesdecke für sein Bett nutzen können soll. Dafür zerschneide ich einen Satz in die Jahre gekommene braungestreifte Bettwäsche, die schon etwas zerschlissen ist.
Um zehn Uhr treffe ich zwei andere deutsche Frauen zum Laufen im Park. Es ist das erste Mal seit langem, dass ich wieder Sport mache. Die letzte Woche habe ich angeschlagen mit einem krankem Kind zu Hause verbracht. Obwohl es nieselt und ein kalter Wind weht, fühlt es sich gut an.
Wir haben den Park fast für uns allein. Beim Laufen unterhalten wir uns - wie vermutlich sehr viele Menschen überall auf der Welt gerade auch - über das Coronavirus und seine Folgen. In Russland gibt es momentan 28 dokumentierte Fälle, davon zwei hier in der Stadt.
Die Landesgrenze zu China ist geschlossen worden. Wer aus einem Risikoland wie Deutschland nach Moskau fliegt, muss sich in 14-tägige Selbstquarantäne begeben. In Moskau sind Veranstaltungen mit mehr als 5000 Teilnehmern verboten worden. Das Internationale Wirtschaftsforum in St. Petersburg wurde abgesagt. Bestimmte Flüge wurden ausgesetzt. Aber sonst scheint das Virus hier in St. Petersburg noch nicht so richtig angekommen zu sein. Dabei wird hier genausoviel international gereist wie in anderen Großstädten. Können die Zahlen stimmen? Wie wird es weitergehen?
Nach dem Laufen gehe ich nach Hause, dusche und treffe mich dann mit meinem Mann beim Belgier um die Ecke zum Mittagessen. Wir waren eine Weile nicht mehr zu zweit aus. Das Laufen im Nieselregen hat mir Appetit gemacht. Ich bestelle Pfeffersteak und Pommes frites, es schmeckt köstlich.
Unser Gespräch kommt immer wieder auf das Coronavirus zurück. Die Vorstellung, ernster krank zu werden, ist noch beklemmender, wenn man im Ausland lebt. Das Gesundheitssystem hier ist nicht berühmt, und ich gehöre
zur Gruppe der Personen mit erhöhtem Risiko.
Edit: Menschen mit dem Sjögren-Syndrom haben laut derzeitigem Wissenstand kein erhöhtes Risiko, schwer an Covid19 zu erkranken.
Aber zu viel darüber nachzudenken bringt nichts. Der Mann geht wieder zur Arbeit, ich gehe nach Hause. Draußen wird der Himmel immer trüber. Es nieselt wieder. Ich schneide die restlichen Streifen für den Quilt zu. Mit den Händen zu arbeiten beruhigt mich. Ich mag das.
Als die Kinder zu Hause sind, liest das Mädchen auf ihrem Bett in alten Girlie-Zeitschriften. Der Junge schnappt sich ein Smoothie-Eis und einen Asterix-Comic und macht es sich an seinem Lieblingsort, auf dem Teppich neben dem Wohnzimmertisch, gemütlich.
Mein Mann hat heute bei einem Arbeitstreffen einen Strauß Cake-Pop-Tulpen geschenkt bekommen. Jetzt werden die ersten davon verspeist. Danach geht erst das eine Kind und dann das andere in die Badewanne. Ganz allmählich wird es dunkel. Jetzt fehlt nur noch der Mann, der noch einkaufen gefahren ist.
Zum Abendessen gibt es Knäckebrot, Tomaten mit Mozzarella und Sellerie mit Frischkäse. So dargeboten verschwinden die Selleriesticks schneller, als man "Esst noch Gemüse, Kinder" sagen kann. Nach dem Essen gucken wir die zweite Hälfte des Films, den wir gestern angefangen haben: "Big" aus dem Jahr 1988.
So verläuft unser Abend, ganz gemütlich. Und bei euch? Herzliche Grüße aus St. Petersburg, bleibt gesund!
Mehr 12 von 12 gibt es wieder bei
Caro.
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