So ein Dienstagmorgen im Januar in St. Petersburg ist lange, lange dunkel. Erst gegen zehn Uhr wird es hell. Bis dahin haben alle gefrühstückt, und der Mann und die Kinder sind längst aus dem Haus gegangen. Am Schlafzimmerfenster blühen die schönsten Eisblumen.
Mein Frühstück bestand aus fünf Scheiben Brot mit Nutella, einem Apfel und einem Kaffee. Bei diesen Temperaturen braucht man viele Kalorien. Ich zumindest habe gerade großen Appetit. Heute sind es -9°, also nicht sonderlich kalt, verglichen mit den -23° von letzter Woche...
Nach dem Frühstück fahre ich zum Schlossplatz. Ich möchte eine Eremitage-Friends-Karte besorgen, mit der eine Familie ein Jahr lang, so oft sie will, die Eremitage besuchen kann. Es schneit die ganze Zeit. Ich trage meine neuen Boots: außen Gummi, innen Kunstfellfutter.
Links seht Ihr die Alexandersäule, rechts den Winterpalast, das Hauptgebäude der Eremitage. Ich bin zu früh dran, die Kassen öffnen erst um 10:30 Uhr. Über den Schlossplatz pfeift der Wind. Ich ziehe die Kapuze über meine Mütze und kneife die Augen zusammen.
Dann muss ich noch eine ganze Weile warten, bis ich die Karte kaufen kann. Gerne wäre ich damit direkt ins Museum gegangen, aber die Zeit reicht nicht mehr. Wenn ich zu Fuß nach Hause laufen und vor dem Russischunterricht Mittag essen will, muss ich jetzt los.
Ich laufe an der Moika vorbei bis zum Gribojedow-Kanal und der Church of Our Savior on the Spilled Blood. Selbst bei diesem Wetter stehen davor die Touristen, um Fotos zu knipsen. Ich bin ja, so seltsam es ist, keine Touristin in dieser Stadt, tue es ihnen aber nach.
Dann laufe ich weiter, eine meiner Lieblingsstrecken entlang: am Michailowski-Park und am Sommergarten vorbei, wo heute kaum jemand spazieren geht, über die Brücke, die über die zugefrorene, schneebedeckte Fontanka führt. Die Stadt ist stiller als sonst. Die Autos fahren nur langsam.
In einem Schaufenster sehe ich diesen prächtigen Muff. Der wäre doch was für mich... ;-)
Zu Hause koche ich mir ein schnelles, leckeres Mittagessen. Spaghetti mit Tomatensoße, mit ein paar Spritzern Tabasco arrabiatisiert. Ich habe gerade noch Zeit, einen Kaffee zu trinken. Dann muss ich wieder los, zum ersten Russischunterricht nach den Weihnachtsferien.
Heute sind wir zu dritt. Wir unterhalten uns über Weihnachten und Silvester. Es fällt mir schwer, wieder russisch zu sprechen. я былa в отпуске. На Новый год мы ходили в гости. Поздравляю с Новым годом! Желаю счастья и здоровья...
Dann wird es auch schon wieder dunkel. Ich hole die Kinder ab und wir puzzeln, bis es Zeit ist, sich ums Essen zu kümmern. Später am Abend werden mein Mann und ich den James Bond-Film zu Ende sehen, den wir gestern angefangen haben: "On Her Majesty's Secret Service" mit einem gewissen George Lazenby. Kennt Ihr den? Nun ja...
Mehr 12 von 12 gibt es wieder bei
Caro.
12 von 12 im Januar 2015
12 von 12 im Januar 2014