Es ist Donnerstag, der 12. Januar, und schon das 6. Jahr in Folge gibt es hier 12 Bilder vom 12. Januar zu sehen. Heute morgen frühstücken wir zusammen, und dann machen sich der Mann und das Mädchen auf den Weg zur Arbeit und zur Schule. Der Junge bleibt bei mir - er hat 1.) Windpocken und 2.) sich letzte Woche beim Spielen einen mehrere Millimeter langen Riss im Ohr zugezogen, der genäht werden musste.
Er und ich machen uns nach dem Frühstück auf den Weg. Der Junge hat heute zwei Arzttermine. In der ersten Klinik muss er der Kinderärztin die Windpocken vorstellen, in der zweiten soll sein Verband gewechselt werden. Wir fahren mit dem Bus bis zum Ploschad Vosstanya. Nachdem es gestern kalt und sonnig war, ist heute einer dieser grauen Wintertage, an denen es gar nicht richtig hell wird.
So sieht es um kurz vor zehn ist am Nevski Prospekt aus. Die Weihnachtsbeleuchtung hängt noch - das orthodoxe Weihnachtsfest war erst letzten Samstag. Wir sind dieses Jahr über die Feiertage hier geblieben und fanden es wunderbar. Das weihnachtliche St. Petersburg ist zauberhaft. Wenn es dunkel ist, leuchtet und funkelt es überall. Und wenn dann noch Schnee liegt und die Flüsse und Kanäle zugefroren sind...
Um zehn Uhr haben wir den Termin in der ersten Klinik. Die Kinderärztin untersucht den Jungen und ist zufrieden. Vermutlich weil er gegen Windpocken geimpft war, verlief die Krankheit sehr mild. Kaum Jucken, kein Fieber. Jetzt müssen die Pünktchen verheilen. Vor Mitte nächster Woche wird der Junge nicht zur Schule gehen können, da er bis dahin ansteckend ist.
Ich bezahle die Arztrechnung, wir ziehen uns an und laufen von der ersten Klinik zur zweiten. Es ist graugraugrau. Man sieht nur wenige Scherenschnittbäume.
Aber in den Schaufenstern am Nevski Prospekt wuchern farbenfrohe Papierpflanzen und süße Torten und schicke Kleidungsstücke und Matroschkas und Schachspiele und bemalte Holztabletts...
In der zweiten Klinik wird der Verband am Ohr gewechselt. Der Junge beschwert sich ein bißchen, dass es kitzelt und an seinen Haaren ziept. Die Wunde heilt gut, zum Glück. Irgendwann demnächst müssen die Fäden gezogen werden. Als die Krankenschwester fertig ist, laufen wir zurück nach Hause. Während ich das Mittagessen koche, darf der Junge ein paar Playmobil-Polizei-Filme gucken.
Es gibt ein improvisiertes Mittagessen: ein Stück Lachs, Reis, Möhren, Gim (getrocknete und geröstete Meeresalgen) und eingelegte Sesamblätter. Der Junge, immerhin Viertelkoreaner, kann mit den Kinderstäbchen, die er von Verwandten aus Seoul bekommen hat, gut umgehen. Ich spüle mit Wasser die Peperonipaste von den Sesamblätter ab, und dann isst er sie, obwohl sie noch ein bißchen scharf schmecken.
Nach dem Essen machen wir zwei halbe Stunden Unterricht. Deutsch (Wörter schreiben, Silben zählen, Vokale finden, lesen) und Mathematik (Zahlenvorgänger und -nachfolger und geometrische Formen). Am ersten Tag fand es der Junge noch cool, bei mir in die Schule zu gehen, mittlerweile hat die Begeisterung etwas nachgelassen. Aber er macht gut mit. Nach dem Unterricht basteln wir Indianerfedern.
Schnell ist der Tag, der gar nicht richtig hell geworden ist, auch schon wieder vorbei. Die blaue Stunde bricht an. Wir holen das Mädchen ab und machen es uns dann zu dritt im Wohnzimmer gemütlich.
Die Kinder hören ein ???-Kids-Hörspiel, während ich meine Fotos bearbeite. Danach lesen sie, eingekuschelt in bimbambuki-Decken, Asterix- und Lucky Luke-Comics, bis der Mann nach Hause
kommt. Der Mann hat eingekauft (was ich mit dem immer noch ansteckenden Sohn ja nicht tun soll), deckt den Tisch und isst mit den Kindern zu Abend, während ich diesen Post schreibe...
Und wie war Euer Tag? Mehr 12 von 12 gibt es wieder bei Caro.
12 von 12 im Januar 2016
12 von 12 im Januar 2015
12 von 12 im Januar 2014
Wieder so schön bei euch! Ich genieße es immer wieder.
AntwortenLöschenGLG
Astrid
Oje, da hat sich der Junge aber wirklich angestrengt, gleich Windpocken mit einer Ohrverletzung zu kombinieren... Gute Besserung!!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Andrea
... da lag gerade mal ein Tag Abstand dazwischen...
LöschenWindpocken und Riss im Ohr sind ja weniger schön. Aber fein, wenn's wieder gut wird. Tolle Bilder wieder, auch aus einem Grauwettertag in St. Petersburg 💛 Liebe Grüße Ghislana
AntwortenLöschenach so ist das:-)! koreanisches essen. mir läuft sofort das wasser im mund zusmmen. die vergrabene erinnerungen kommen zurück:-)
AntwortenLöschenich komme ja ursprünglich aus asien,auch wenn ich russin bin(volkszugehörigkeit/Abstammung gemeint),lebte aber an der Grenze zur Mongolai, China. wir haben unglaublich viele koreaner bei uns gehabt und haben immer noch. also,gab es tolle sehr familien und gastfreundliche koreanische nachbarn,die uns sehr häufig zu sich eingeladen haben,wenn sie spontan etwas koreanisches gekocht.ich durfte sehr vieles nicht essen(mama hats verboten),weils zu scharf war und ich hätte mir (laut ihr)magen kaputt gemacht:-),aber sie selbst assen all die tolle mega-scharfe sachen:-) später,als ich erwachsen war, holte ich alles nach:-) ab 16 durfte ich das:-) jedes mal,wenn ich zum markt war, kaufte ich mir koreanische salate.das witzige ist, dass ihre sossen für mörchen-salat geheimnis war und ist,den sie niemand verraten.meine damalige freundin hatte einen freund, der war koreaner und obwohl er sie geliebt hat, hat er fast alle zutaten weitergegeben ausser einer,die anscheinend entscheidend war:-))))es schmeckte doch anders. und eine weile,wenn ich kontakt mit meinen landleuten hatte, sprach ich davon, dass das mir hier total fehlt...
gibts sowas in russland eigentlich auch? gibts da am markt koreanische salate, hausgemacht?
danke nochmal für die schöne erzählung! und gute besserung für den sohnemann!
Witzig, ich hab in Bischkek gerne koreanische Salat auf dem Markt gekauft und besonders den Möhrensalat geliebt, den ich so bisher nie wieder gegessen hab. Sollte also dieses Geheimnis irgendwann gelüftet werden, dann meld ich mich hiermit schon mal als Interessent :)
LöschenLiebe Grüße
dörte
jajajajaa!!!:-) das ist es!!! Bischkek lag von mir 270 km durch die steppe entfernt! war du da als tourist?
Löschendas muss der salat sein:-)))wie schööön ,dass du weißt,was ich meine:-)
Dass Du daher kommst, wusste ich noch nicht. Spannend, das zu erfahren! Hast Du auf Deinem Blog mal davon berichtet? Wenn ja, würde ich das gerne nachlesen...
LöschenDass scharfes Essen einem Kind den Magen verdirbt, denken sicher einige. Ob das wohl stimmt? Keine Ahnung. Ich glaube, wenn ein Kind etwas freiwillig und gerne isst, dann wird es wohl nicht zu scharf sein, oder? Aber ich habe das Gefühl, dass diese (natürlich gut gemeinte) Vorsicht gegenüber kindlichen Mägen hier in Russland verbreitet ist - wenn ich meinen Kindern im Café Limonade bestelle, wird immer davon ausgegangen, dass die von gut verdaulicher Zimmertemperatur sein soll - wenn man die Limo aus dem Kühlschrank bestellt, sieht man schon die ein oder andere vorwurfsvoll hochgezogene Augenbraue... ;-)
Mein Mann isst auch sehr gern koreanisch, und hier in St. Petersburg gibt es einige gute koreanische Restaurants (und eine nicht kleine koreanische Community). Möhrensalat kenne ich nicht aus der Küche meiner Mutter, aber mein Mann hat neulich so einen mitgebracht. Ich werde beim nächsten Mal kosten und versuchen, die geheime Ingredienz zu erschmecken :-)
Liebe Grüße!
:-)steht bei mir im blog bei "about me":-),aber kein Bericht darüber, nur kurz erwähnt. ich komme aus ehemalliger Hauptstadt von Kasachstan und nach wie vor einer Motropolle - Almaty(übersetzt aus kasachischem Vater der Äpfel), einer Oase, einer Gartenstadt am Fusse vom Ableger der Himmalaya- Tjen-Shan. damals 73% bevölkert von Russen,weil es ursprünglich eine russische Festung zur Sicherung der Grenzen war(Kasachstan und Ukraine waren zwangs angebunden 200 Jahren davor), Der rest waren Kasachen,die eigentlich Nomaden sind, und andere Völker).es gab auf jeden Fall sehr viele koreaner. sie haben ALLE(ausnahmenslos) russsiche/grichische Vornamen, aber koreanische Nachnamen. So hiessen sie Elena Pak, Viktor Kim, Viktoria Lee, Alla Tsoi. Sie hatten grosse Familien mit vielen Kinder.Meine Nachbarin hatte 2 und das war selten.
Löschenich glaube mit Limonade hat vermutlich andere Gründe:-). wenn man etwas zu kaltes trinkt- trinkt man Halsschmerzen,wenn man vorher erhitzt war.sagt man:-)
ups, sorry, hab mir vershcireben. das soll heissen, kriegt man halsschmerzen:-)
LöschenIch mag dein 12 von 12 Bildergeschichten sehr. Seit St. Petersburg noch viel mehr. Es sind eben auch kleine Geschichten aus deinem Alltag, an dem du uns teilnehmen lässt. Dankeschön.
AntwortenLöschenUnd schöne Fotos gibt es immer dazu.
Sei ganz lieb gegrüßt und vielen Dank für deine Karte.
Neben schlecht im Patchworkdecken nähen bin ich auch noch schlecht im Karten verschicken.
Dieses Wochenende ist großes Nähtreffen und danach möchte ich mich den tollen Blocks widmen. Wo ich deine tolle Decke schon sehe.
lg monika
Ich freu mich schon darauf. Aber kein Stress bitte, ja? Sonst auch gern später, wann immer der Nähflow kommt :-)
LöschenEin Tag mit dir in St. Petersburg ist so anders, und dann auch wieder nicht. Die Kinder haben die gleichen Krankheiten wie hier auch, aber die Wenigsten basteln so schöne Indianerfedern!
AntwortenLöschenLiebe Grüße von Ulrike
Ach Mist, da fing das Jahr für den jungen Mann ja leider nicht so schön an. Ich wünsche ihm gute Besserung und euch allen bald ein paar helle Tage.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße
Paola
Deine 12 von 12 sind einfach immer schön anzusehen und zu lesen. Danke dafür!
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Karo
Danke fürs Mitnehmen.Immer eine Freude.habe es selbst wieder verpasst.
AntwortenLöschenViele Grüße Karen
Liebe Frau Nachbarin (na fast)! happy Happy 2017! Ich liebe Deine Bilder und News...das weckt immer wieder in mir die Lust, auch nochmal zu verreisen. Die Papiertiere finde ich klasse. Und die Federn. Hätten auch von Mini-Me sein können.
AntwortenLöschenIch habe auch Revue passieren lassen, mein erstes 12v12 gab es 2013, aber erst im Februar.
Hab mir erlaubt, auch die Links einzubauen und dich als meine Inspiration angegeben.
Dicken Gruss und geniesse dein WE, möge der Wurm gesund werden.
Ach, einmal Nachbarin, immer Nachbarin :-)
LöschenWenn es Dich/Euch in die Gegend verschlägt, kannste gern vorbei kommen!
das war ja wieder mal - trotz ohrverband und windpocken - ein wunderbarer tag in st petersburg. nicht, weil er irgendwie exotisch ist, sondern weil du den alltag in einer stadt zeigst, die mir fremd ist, aber so schön. und weil er auch vorurteile auf den kopf stellt, dass in russland alles grau in grau ist. das scheint ja zur zeit dort nur das wetter zu sein! dann wünsche ich euch ein bisschen schnee, ein bisschen sonne und gute besserung fürs kind!
AntwortenLöschenliebe grüße
mano
Dankeschön! Ja, ein bißchen Sonne macht viel aus. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass graue Tage hier doppelt so grau sind wie anderswo.
LöschenWow. So schöne Bilder. Ach - da hat der Sohn aber laut hier geschrien und einen weniger schönen Start in 2017 gehabt. Windpocken hatte ich als Kind, ah - war das nervig. Eine der wenigen Erinnerungen, die ich habe an das Kindergartenalter. Deine Bilder machen richtig Lust auf St Petersburg...
AntwortenLöschenWenn diese grauen Bilder Dir Lust auf St. Petersburg machen, dann guck Dir mal die eines sonnigen Frühlingstages an! Dann ist die Stadt wirklich wunderwunderschön. Die Neva funkelt, die goldenen Dächer glänzen, der Himmel ist so weit... (ach ja. Frühling...)
LöschenAuch wenn der Tag grau blieb, sind doch viele zauberhafte 'Leuchtpunkte'versteckt: Schnirkelschnecken-Straßenschmuck, bunte Fenster und farbenfrohes Essen, und zuletzt noch die fantastische Hexagondecke, die mich sofort in meinen Stoffresten stöbern lassen will! Danke für den Ein-Blick in deinen Petersburgtag.
AntwortenLöschenAlles Gute für den Kleinen.
LG Elvira
Die Hexagondecke war viel Arbeit, aber ich freue mich wirklich jedes Mal, wenn mein Blick darauf fällt...
LöschenPlaymobil-Polizei-Filme! ich bin wirklich nicht mehr auf dem laufenden…
AntwortenLöschenLiebe Grüße und einen netten 13.!
Mein Sohn hat sich auch in der ersten Januarwoche einen Riss am Ohr zugezogen (gegen Türrahmen gefallen) und ich schwöre ja auf Klammerpflaster, das sind dünne Klebestreifen, tapes, mit denen man die Haut wieder zusammenklebt sozusagen, falls gerade kein Arzt in der Nähe ist... habe damit auch schon eine recht tiefe Wunde am Zeh zusammengeklebt und habe seither immer Klebestreifen im Haus, lG Rike
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