Dienstag, 23. Oktober 2012

Vom Nähen nach Plan


Catrin vom Stoffbüro, Sindy von Ms Fisher goes handmade und Theresa von Königkind haben ein paar Bloggerinnen eingeladen, an einer Aktion zum Thema "Basics" teilzunehmen. Es soll um das Selbernähen gehen: um die Fragen, was man näht, inwieweit diese Sachen nach Plan entstehen oder spontan und ob die selbstgenähten Kleidungsstücke tatsächlich angezogen werden oder im Kleiderschrank hängen bleiben.  

Ich wurde auch angesprochen und freue mich, heute mit einem Beitrag dabei zu sein. Vielen herzlichen Dank Euch dreien für die Einladung!


Warum nähe ich für mich selbst? Das hat mehrere Gründe. Zum einen habe ich eine Figur, die sich schlecht einer Kleidungsgröße zuordnen lässt. Oben und unten herum XS, in der Mitte M. Und dazu eine Größe von 1,79 m. Die Taille eines gekauften Stücks sitzt bei mir meist zu hoch. Und Mäntel oder Röcke sind fast immer zu kurz.   

Zum anderen mag ich es, Stoffe auszusuchen und mir vorzustellen, was daraus werden könnte. Ich ändere gerne Schnitte, bis sie meinen Vorstellungen entsprechen. Das geschieht momentan noch ziemlich laienhaft, aber allmählich werde ich geübter. Die Idee, irgendwann aus Stoffen und Schnitten Kleidungsstücke herstellen zu können, die mir perfekt passen und in allen Details meinen Wünschen entsprechen, finde ich faszinierend.
Außerdem gefällt es mir zu wissen, wie mein Kleidungsstück entstanden ist. Nämlich auf dem Fußboden und auf der Kommode und am Nähtisch im Schlafzimmer, an einigen Herbstabenden, bei schöner Musik. Und nicht unter fragwürdigen Arbeitsumständen in irgendeiner Fabrik am anderen Ende der Welt.



Nähe ich nach Plan oder spontan? Zu Beginn war es immer spontan. Ich sah einen Schnitt und wollte ihn ausprobieren. Ich fand einen Stoff und machte irgendetwas daraus. Aber seit einiger Zeit versuche ich, etwas System hineinzubringen. Weil einige Projekte, wie zum Beispiel der Schmetterlingsrock, das lila Wickeldings oder das Plastikfantastikkleid, in der hintersten Ecke des Kleiderschranks endeten. Weil mir Stoff oder Schnitt (oder beides) zum Schluss doch nicht gefielen oder ich einfach nicht recht warm mit ihnen wurde.

Ich merkte das Offensichtliche. Dass ich - um nicht vergebens zu nähen - erst einmal eine Vorstellung davon bekommen muss, was der Plan ist. Wo es eigentlich hin gehen soll. Was für einen Stil ich habe und was ich tragen möchte.




In einigen Blogs wird gerade diskutiert, welchen Einfluss Kleidung darauf hat, wie man als Frau wahrgenommen wird. Es gibt die Auffassung, dass gerade Mütter oftmals ihren Stil vernachlässigen und sich hinter praktischer Kleidung verstecken.

Ich persönlich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich nur noch Kleidungsstücke tragen möchte, in denen ich mich 100% wohl fühle. Meistens sind das schmale Hosen, ein Oberteil und eine Strickjacke. Manchmal ist es ein Kleid. Es kommt darauf an, was zu meinem Alltag passt. Ich gehe früh aus dem Haus, fahre durch die halbe Stadt, arbeite sechs Stunden (manchmal mit mehrstündigen Besprechungen oder Präsentationen), hole meine Kinder ab, verbringe den Nachmittag mit ihnen und laufe mit ihnen nach Hause. Ich bin täglich mindestens 50 Minuten zu Fuß unterwegs. Deswegen trage ich meistens bequeme Boots zu Hosen. Oder flache Stiefel zu Kleidern und Röcken.     

Und das sind die Basics, die ich für mich nähen möchte: Knielange Röcke. Schmale Kleider. Shirts. Gemütliche, praktische Sachen, in denen ich mich wohl fühle. Und die trotzdem - wie ich doch hoffe - einen gewissen Stil haben. Ich möchte auch keine allzu künstlichen Stoffe mehr verwenden, die nach Plastik aussehen und sich nicht gut anfühlen. Auf meiner Kommode warten ein schwarzer Webstoff mit kleinen weißen Quadraten, grauer Strickstoff, moosgrüner Breitcord, dunkelblauer Jeansstoff.


Als letztes entstanden ist dieses Shirt. Es ist aus weichem grauen Jersey mit kleinen Punkten und trägt sich äußerst angenehm. Mein Kollege Z. wird es vermutlich wieder als Nachthemd bezeichnen, aber ich mag es. Es hat meinen Lieblingsausschnitt (U-Boot) und meine Lieblingsärmellänge (halblang) und ein paar Raffungen, an denen ich noch herumbastele, und dass es unten und an den Ärmeln noch nicht gesäumt ist, ist sicher niemandem aufgefallen, oder? ;-)



Mehr zum Thema "Basics" gibt es hier - viel Spaß beim Angucken!

Catrin / Stoffbüro
Sindy / Ms Fisher goes handmade
Theresa / Königkind 
Steffi / Flora Fadenspiel
Steffi / Herzekleid
Pitti / Pittifours
Pedilu / Pedilu bloggt
Daxi / Mimi näht 
Marja / Spielpause

23 Kommentare:

  1. Oh, ein schöner Beitrag! Den Stil, den ich bislang an Dir am "MMM" gesehen habe, finde ich ja durchweg umwerfend... Aber es ist spannend, zu erfahren, wie Du danach suchst. Momentan bin ich diesbezüglich auch am Nachdenken, zum einen, weil ich mit dem Nähen immer sicherer werde und Lust habe, für mich selbst etwas herzustellen; zum anderen, weil man eben solche Phasen hat. Und vieles von dem, was Du erzählst, könnte ich so unterschreiben (kein Plastik auf der Haut, die Frage nach der "fairen Klamotte", nur noch zu tragen, worin man sich wirklich wohl fühlt...). Einzig die Sache mit den knielangen Röcken... Aber ich bin auch ein bisschen kürzer als Du ;-)

    Ganz lieben Dank für's Mitmachen und einen schönen Tag!
    Catrin

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    1. Es hat wirklich Spaß gemacht. Vielleicht magst Du Dir ja eine Nachfolge-Aktion ausdenken...?

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  2. ...ha, ich finde es ja generell toll, daß hier manche in der lage sind so tolle sachen zu kreieren und zu zaubern...das, was du bisher gezeigt hast, finde ich toll, zeugt wie immer von geschmack. naja und zum thema lieblingsshirt: mein freund würde mich auch fragen, ob es ein nachthemd wäre - so sind die kerle halt...aber ich mag es...ich würde da vielleicht noch einen kleinen winzigen farbigen akzent reinsetzen (z.b. gelbe schmale bündchen oder eine coole brosche oder so), aber generell I LIKE.

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    1. Danke für die Anregung... Vielleicht eine Brosche? Ich werde drüber nachdenken...

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  3. Oh, dein neues Shirt gefällt mir ausnehmend gut! Diese Art Raffung vorne und hinten hab ich so noch nicht gesehen, sehr schön.
    Dass du dir Gedanken über deinen Stil gemacht hast merkt man finde ich auch immer am MMM - vielleicht sollte ich mich doch überwinden, und meinem Kleiderschrank nicht nur Intuition sondern auch ein wenig Plan verleihen...
    Ein sehr schöner Beitrag, vielen Dank. Allerdings kann ich nirgends erkenen, warum du in der Mitte M benötigen solltest... soooo gut kann keine Kleidung kaschieren um diesen Unterschied zu vertuschen... und wenn doch, dann hätte ich gerne, dass ich bei dir abpinnen darf... ich hätte da etwas mehr zu vertuschen...;-)
    Alles Liebe
    Die Pitti

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    1. Oh doch. Man kann es auch anders herum ausdrücken: Nicht in der Mitte zu dick, sondern oben und unten herum zu schmal!

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  4. Ich versuche auch gerade für mich mal meinen Stil zu "definieren" - und finde es gar nicht leicht, weil ich wohl mehrere Stile habe oder einen sehr gemischten. Dass das ganze dann stimmig wird, finde ich sehr schwierig... Deine Ansprüche an Kleidung - gemütlich, praktisch, aber stilvoll, kein Plastik etc. kann ich absolut nachvollziehen. Und jetzt werd ich mich erst noch mal genauer umsehen, was du so nähst - gefällt mir nämlich glaub ich sehr! :-)
    LG, Steffi

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    1. Das geht mir genau so: Das, was ich gut finde, ist manchmal ein bißchen widersprüchlich. Aber vielleicht muss auch nicht der ganze Kleiderschrankinhalt aus einem Guss sein...

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  5. Hach, ich liebe deine »Nachthemden«! Und all deine wunderschönen Outfits :.)

    Es ist schön zu sehen, dass du deine Vorstellung wirklich umsetzen konntest. Bei mir findet vieles (noch) im Kopf statt. Theoretisch weiß ich, wie die Kleidung an mir aussehen soll. Praktisch müsste ich noch jede Menge dazukaufen und vor allem auch dazunähen, um täglich Lieblings-Basics aus dem Schrank ziehen zu können.

    Schön, dass wir alle auf dem Weg dahin eine kleine Gemeinschaft bilden. Ich bin schon gespannt, was wir nächstes Jahr an Erfahrungen berichten können und wie sich unsere Kleiderschränke entwickeln ;.)

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  6. Ein schöner Beitrag! Vieles davon könnt ich so für mich übernehmen (U-Boot mag ich ja auch, und bei mir ist dreiviertel die Lieblingsärmellänge), welche Bedingungen z. B. ein 100%-Kleidungsstück für einen erfüllen soll.
    Was ich hier bei dir sehe, finde ich ausnahmslos schön! Aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass ich ein Kleidungsstück wirklich an mir leiden mag, mich aber damit trotzdem nicht 'normal' durch den Tag bewege und es mich dann nervt, auch wenn jemand anderes das nicht wahrnimmt.

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    1. Genau. Mal schauen, ob man sich selbst Kleider nähen kann, in denen man sich ganz und gar zu Hause fühlt...

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  7. Ein wirklich schöner Beitrag. Das "Nachthemd" ist toll, aber ich schließe mich Frau M. an. Ein kleiner farblicher Akzent wäre toll.
    Ich erinnere mich auch gerne an die Momente, in denen ich die Sachen genäht habe. Wie du schon sagt, es ist ein gutes Gefühl zu wissen, wie die Sachen entstanden sind. Und vor allem WO und von WEM.

    Liebe Grüße, Mella.

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    1. Das hilft einem auch, über schiefe Nähte oder andere kleine Fehler hinwegzusehen, oder?

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  8. ja. selbernähen ist ein tolles projekt. monatelang habe ich mehr zugeguckt und nur hi und da eigene näherfahrungen gesammelt. ich suche mir nun einfache dinge, um meine verwelkte garderobe zu füttern. ich bin sehr gespannt, wie und ob es glückt.

    liebe grüße . tabea

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    1. Und ich erstmal! Ich freue mich schon sehr auf Deine Sachen. Und es gibt hoffentlich noch viele Möglichkeiten, sie in kleinerer oder mittelgroßer Runde zu zeigen...

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  9. Liebe Mond,

    ich mag Deine Me Mades immer sehr und würde schon sagen, dass sich bereits ein (sympatischer) bimbambuki-Stil abzeichnet. Dass ich einen Plan für meine Nähwerke brauche, ist mir tatsächlich erst im Zuge der Basicüberlegungen aufgegangen... Ich bin sehr gespannt, wo die Reise (aller Beteiligten) nun hingeht...

    Herzliche Grüße, Marja

    (dieser Kollege Z. würde Dich womöglich einfach nur zu gerne mal im Nachthemd sehen... ?tststs)

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    1. Haha... nein, der sagt immer das, was er gerade denkt, direkt, spontan, ohne jeden Filter. Ich finds lustig.

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  10. nähen nach plan hört sich gut an- ich sollte schon mal anfangen meine einkäufe etwas zu planen. grössenmässig hab ich keine probleme, eher augenmässig :-) ich ende immer mit vielen netten unkombinierbaren teilen.
    dein neues shirt sieht schonmal sehr chic und kombinierbar aus- der plan macht sich bezahlt :-)
    glg nelli

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  11. ich hänge mal wieder hinterher, toller Post!
    Ich finds super, wenn Du Deinen Stil so durchziehst! Auch im Alltag meine ich! Da muß ich noch sehr an mir arbeiten!

    Lg von Daxi

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  12. Liebe Mond, ich mag ja deinen Stil auch sehr. Schlicht, grazil und elegant. Sogar sonst eher verspielte Pünktchen wirken bei dir edel. Dein neues Shirt würd ich dir sofort mopsen. Hast du den Schnitt wieder selbst gebastelt?

    Seine Farben zu kennen erleichtert wirklich vieles. So als Ferndiagnose würd ich jetzt mal auf Herbst- oder Wintertyp tippen (schwierig ohne Gesicht ;)?! Für welche farbigen Kleidungsstücke bekommst du denn besonders viele Komplimente (auch vom Kollegen Z.)? Oft ist das schon ein kleiner Hinweis auf den Farbtyp, zumindest ob warme oder kalte Farben ;)

    Ein schöner Beitrag, besonders die Sache mit der fairen Kleidung und Alltagstauglichkeit unterschreib ich jetzt mal!

    Liebe Grüße,
    Steffi

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    1. Der Schnitt ist dieses Mal ganz und gar selbstgebastelt. Und auf die Ferndiagnose bin ich gespannt, ich schicke Dir mal eine E-Mail... ;-)

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