Es ist Donnerstag, der 12. April, und deswegen gibt es hier, wie an (fast) jedem 12., wieder 12 Bilder des Tages. Auch wenn heute nicht viel Aufregendes passiert. Es ist ein netter normaler alltäglicher Donnerstag. An dem ich morgens Pausenbrote schmiere und mich über das leuchtende Orange der Paprika freue.
Der Himmel über St. Petersburg leuchtet blau. Dieses Jahr hatten wir schon viele schöne sonnige Tage - klirrend kalt mit Eis und Schnee in den ersten Monaten und jetzt milde mit demnächst zweistelligen Temperaturen. Auch wenn die Natur noch schläft, fühlt es sich für uns nach Frühling an.
Als alle aus dem Haus sind, frühstücke ich. Zum Kaffee und Marmeladenbrot lese ich in "Unterwerfung" von Houllebecq, dem Meister der Tristesse, von einem Freund empfohlen. Als Lesezeichen, deutlich optimistischer als das Buch (zumindest bisher), dient mir die Kirschblüten-Postkarte von Svea.
Ich trenne den kaputten Reißverschluss aus der
Herbstjacke des Jungen und nähe einen neuen ein - eine wenig erfreuliche aber notwendige Arbeit. Dann vereinbare ich einen Termin in einer wichtigen Angelegenheit und schreibe zwei Rechnungen. Oben auf der Galerie wartet ein kleiner Wäschehaufen darauf, gefaltet und weggeräumt zu werden.
Mittags treffe ich mich mit meinem Mann und mehreren seiner Kollegen in einem nahe gelegenen Café. Die meisten bestellen das günstige und schnelle Business Lunch. Heute klappt's nicht recht. Der Kellner braucht ewig und vergisst die Hälfte. Ich warte fast eine Stunde auf den Salat zu meiner kleinen Suppe und bekomme stattdessen irgendwann ein Sandwich.
Nach dem Essen laufen die Anderen zurück zur Arbeit. Ich mache mich auf den Weg zum nicht weit entfernten Fitnessstudio. Von Bekannten, die aus unserer Gegend wegziehen mussten, haben wir die letzten zwei Monate eines Jahres-Abos übernommen. Ich gehe regelmäßig zum Schwimmen hin.
Ich ziehe mich um, schwimme in Ruhe zehn Bahnen und probiere dann zum ersten Mal das Dampfbad aus. Wundervoll. Es ist ein absoluter Luxus, so etwas mitten am Tag machen zu können. Ich genieße es auch. Aber wenn ich wählen könnte, würde ich doch gern wie früher arbeiten gehen.
Zu Hause setze ich mich für eine Stunde an meinen
Piter Map Quilt. Zur Zeit bin ich dabei, von Hand die Hauptstraßen und Brücken aus weißem Band aufzunähen. Wenn das getan ist, kann der Quilt zugeschnitten und gebunden werden. Im Hintergrund, mehr Hörbuch als Film, läuft "Die üblichen Verdächtigen".
Als die Kinder wieder zu Hause sind, holen sie sich jeder aus der Tiefkühltruhe ein Erdbeer-Bananen-Apfelsaft-Eis, das wir gestern aus den Resten eines Smoothies gemacht haben. Das Mädchen liest auf dem Sofa ihr Enid Blyton-Buch zu Ende und übt danach - völlig freiwillig - Klavier.
Der Junge verzieht sich währenddessen ins Kinderzimmer und spielt mit Lego. Polizei gegen Räuber. Als ich dem Mädchen im Wohnzimmer auf Spotify die "Ode an die Freude" vorspiele, die sie noch nicht kennt, kommt er aber neugierig angetrottet und fragt: "Wer jodelt denn hier so?"
Woran merkt man, dass der 12. ist? Wenn der Junge vor dem Abendessen ein Fladenbrot essen will, ihm beim Kramen im Vorratsschrank eine offene Packung Spaghetti herausfällt, lauter Nudeln auf dem Boden liegen und seine Mutter ruft: "Warte, noch nicht aufsammeln, ich will das erst fotografieren!" ;-)
Und wenn der Mann sich, wie meist am 12., ums Abendessen kümmert, während ich meine Bilder des Tages in
Caros virtuelles Fotoalbum klebe. Es gibt Brot, Käse, grünen Salat und Tomaten mit Mozzarella.
Und was habt Ihr heute gemacht?