Es ist Dienstag, der 12. September, und wie an fast jedem 12. des Monats gibt es hier wieder 12 Bilder des Tages. An diesem eher frühherbstlichen als spätsommerlichen Tag in St. Petersburg stellen wir um zwanzig vor sieben fest: Diese Kinder können heute nicht zur Schule gehen, sie sind verschnupft und heiß und husten.
Der Mann geht aus dem Haus, wir drei bleiben daheim. Um die Kinder ein bißchen zu verwöhnen, mache ich ihnen zum Frühstück Pfannkuchen mit Blaubeermarmelade. Als der Junge in die Küche kommt, ruft er erfreut: "Oh, Blini!" (So heißen sie hier in Russland). Nachdem beide drei Pfannkuchen verdrückt haben, wird eine Weile ruhig gespielt.
Die Pläne für heute sind mehr oder weniger im Eimer, also nutze ich die Gelegenheit und kümmere mich stattdessen mit mäßiger Begeisterung um den Haushalt. Vier Betten werden abgezogen, vier Waschmaschinenladungen gewaschen, vier Sommer- gegen Winterdecken getauscht.
Eigentlich würde ich ja gerne ein bißchen an meinem
derzeitigen Projekt weitersticheln, aber vernünftigerweise flicke ich stattdessen das Duschhandtuch des Mannes, in dessen Mitte ein Riesenloch gähnt (was hat er damit angestellt? Einmal durchgetreten?), trenne die abgerissenen Aufhänger ab und nähe neue Schlaufen an.
Wenn eine Waschmaschinenladung fertig ist, fülle ich die Maschine mit der nächsten. Die Kinder spielen unten Kaufmannsladen. Ich höre Sting, ziehe Betten ab und putze das Bad. Meine Lieblingsbeschäftigung: Die Zahnpastaflecken vom großen Badezimmerspiegel abkratzen.
Um die Mittagszeit habe ich zum ersten Mal nach der Sommerpause wieder Russischunterricht. Den Kindern geht es schon viel besser, so dass sie ein Stündchen allein zu Hause bleiben können. Auf der Straße erfreue ich mich an einem frisch gelb gestrichenen Blindfenster.
Nach dem Unterricht mache ich mich schnell wieder auf den Weg nach Hause. Es ist ein seltsames Wetter - grau und drückend, fast schwül. Zum Kopfschmerzen kriegen. Ich knöpfe die Jacke auf und beeile mich. Trotz Grau leuchten die Auslagen der Obst- und Gemüsekioske so schön.
Auf dem Rückweg kaufe ich beim Bäcker um die Ecke rasch noch etwas fürs Mittagessen ein:
пирошки с курицей и морковью (Piroschki mit Hähnchen und Möhren) und für den Jungen
Сосиски в тесте (Würstchen im Teigmantel). Heute habe ich keine Lust zu kochen, ich mache nur einen schnellen Gurkensalat dazu.
Zu Hause essen wir zusammen. Danach mache ich ein paar Fotoexperimente: Ich halte eine weiße Plastiktüte vor den Blitz, um ihn etwas abzumildern (was nicht gut funktioniert, ich werde es mal mit einem aufgeblasenen weißen Luftballon probieren), und fotografiere durch den Boden meines Wasserglases.
Am Nachmittag soll es eigentlich gewittern, aber es bleibt trocken. Immerhin ist es in der Wohnung nicht so drückend wie draußen. Die Kinder räumen die Spülmaschine aus. Ich trinke einen Kaffee und beziehe die Betten neu. Heute ist wirklich kein besonders aufregender Tag...
Als nichts weiter zu tun ist, mache ich es mir mit den Kindern auf dem Sofa gemütlich. Wir knabbern Chips und Mandeln und gucken "Ocean's 13", wie ich es ihnen am Vormittag versprochen hatte. Nebenbei sticke ich ein bißchen an meinem Projekt weiter. Das ist eine schön entspannende Beschäftigung.
Nach dem Film liest mir der Junge, unterm Wohnzimmertisch liegend, aus einem Buch vor. Der Mann kommt nach Hause, es gibt Abendessen, die Kinder werden ins Bett gebracht. Morgen können sie sicher wieder zur Schule gehen. Und ich freu mich jetzt auf ein Glas Wein und ein paar Folgen "New Girl".
Die 12 von 12 werden wie immer bei
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