Unser Landgut ist fertig und heute möchte ich es Euch gerne vorstellen. Vor der Sommerpause habe ich die letzten Arbeitsschritte daran getan: gefühlt Kilometer handgequiltet, Bäume aufgenäht, den Quilt gebunden, gewaschen, gespannt. Es war viel - eigentlich zu viel. Aber ich wollte unbedingt fertig werden, um den Kopf freizubekommen. Immer noch weiß ich nicht wirklich, wie ich den Quilt eigentlich finde. Ich bin zu nah dran. Eure Räume sind alle miteinander großartig, aber habe ich alles richtig zusammengesetzt? Sind die Außenanlagen gelungen? Zweifel und Zufriedenheit, harsche Kritik und verliebte Blicke wechseln sich ab. Was aber überhaupt nicht zur Debatte steht, ist, dass ich die Zusammenarbeit mit Euch geliebt habe. Wie wunderbar alles funktioniert hat!
Ein paar Zwischenstände an der Designwand zeigen, wie der Quilt zusammenkam. Wir waren dreiundzwanzig Teilnehmerinnen aus drei Ländern, die jeweils ein oder mehrere Zimmer genäht haben. Von Anfängerinnen über geübte Näherinnen bis zu Quilt-Profis war alles dabei. Das Zusammenpuzzeln war schwierig, aber unglaublich beglückend. Die Unterschiedlichkeit der Räume ist beeindruckend. Wir haben in unserem Landgut alles, was man für ein schönes langes Wochende braucht!
Wenn Ihr mögt, nehme ich Euch mit auf eine Tour. Der Eingang über einen Patio führt direkt auf das große lichtdurchflutete Schwimmbad zu, das den Mittelpunkt unseres Landguts darstellt. Sich umziehen und duschen kann man im Spabereich rechts oben davon, wo es auch Massageliegen und eine Sauna gibt. Nach dem Schwimmen kann man sich auf der angrenzenden großen Holzterrasse im Schatten der Bäumen ausruhen, von der aus man einen schönen Blick auf die untergehende Sonne hat.
Links vom Schwimmbad findet man den trubeligen Kreativbereich. In den Nähzimmern rattern vermutlich den ganzen Tag lang die Maschinen. Die Flächen dazwischen kann man nutzen, wenn man mehr Platz zum Arbeiten braucht, das neue Kleidungsstück von jemand Anderem begutachten lassen oder seinen Quilt aus der Ferne betrachten will. Unsere Werke können wir im daneben liegenden Fotostudio fotografieren. Vielleicht bringen uns die zwei ausgebildeten Fotografinnen unter den Landgutlerinnen bei, wie man Filme entwickelt und Abzüge macht.
Über einen Patio erreicht man den darunter liegenden stillen Lesebereich. Hier findet man ein Studierzimmer, Bibliotheken sowie das Atelier einer jungen Zeichnerin (meiner 13-jährigen Tochter). Ich stelle mir vor, dass der Bodenbelag die Schritte dämpft und die Atmosphäre hier ganz ruhig und konzentriert ist. In dem Raum zwischen den Zimmern, mit Blick auf den außenliegenden Brunnen, können Lesungen oder ähnliches stattfinden.
Rechts vom Schwimmbad befindet sich der Gemeinschaftsbereich. Dort gibt es das Forum, eine große freie Fläche, die für Landgut-Versammlungen, rauschende Feste, Essen, Tangoabende, Ausstellungen unserer Werke oder sonstiges genutzt werden kann. Über einen Innenhof mit Baum und die lange Glaswand zum Schwimmbad fällt indirekt Licht hinein. Um das Forum herum liegen ein großer Gemeinschaftsraum mit Kamin, das Spielezimmer, das Musikzimmer, das Kino mit Billardzimmer und Cocktailbar und die gemeinschaftliche Küche. Ich kann mir gut vorstellen, wie hier zusammen vergnügt gekocht, gegessen, gespielt, geschaut, gehört und diskutiert wird!
Über einen weiteren Patio gelangt man vom Gemeinschaftsbereich zum Wohnflügel. Hier befinden sich Schlaf- und Wohnzimmer, eine Küche und ein Kinderzimmer. Die dazugehörigen Terrassen sind über kleine Wege an den um das ganze Landgut führenden Spazierweg angeschlossen. So kann man nach Herzenslust durch das Gebäude und den Garten wandern und die verschiedenen Bereiche und die anderen Landgutlerinnen besuchen. Brücken, Stege (zum Meer? Zum See? In die Heidelandschaft? In den Wald?), steinerne Terrassen, niedrige Mauern zum Sitzen - den Garten stelle ich mir genauso anregend und abwechslungsreich vor wie das Gebäude.
Der Quilt misst ca. 178 x 132 cm. Die Kanten sind mit einem Quilt Facing, also mit Belegen gearbeitet, da ich auf der Vorderseite kein sichtbares Binding haben wollte. Die Rückseite hat ihren eigenen Charme. Von dem schwarzen Baumwollstoff heben sich die maschinen- und die handgequilteten Stiche besonders gut ab. Der Anblick erinnert mich ein wenig an Computerplatinen.
Soweit zum Quilt, jetzt zu uns. Ohne Euch wäre dieses Projekt nicht zustande gekommen, und dafür möchte ich Euch noch einmal herzlich danken. Ihr habt mir Eure Ideen und Eure Zeit und Euer Material geschenkt. Das ist etwas so Positives, Starkes, Schönes in Zeiten, in denen man manchmal denkt, dass es um die Welt immer schlechter bestellt ist. Ich schätze das ungemein. Dankeschön, liebe Gabriele, Mechthild, Hermine, Linda, Eva, Ines, Christiane K., Carola, Mariola, Andrea, Patricia, Jana, Ricarda, Annett, Lena, Daniela, Christiane S., Verena, Iris, Noella, Constanze und Ute.
Vor der Sommerpause hatte ich gefragt, wer von der Landgutlerinnen mich an bestimmten Tagen in Ostwestfalen, im Münsterland, in Berlin oder am Niederrhein treffen wollte. Ein paar Treffen haben tatsächlich geklappt. Mechthild, Lena, Annett, Christiane K. und Ricarda haben den Quilt schon gesehen. Es war schön, Euch kennenzulernen bzw. wiederzusehen und mit Euch über das Projekt zu reden!